Mein Name ist Jan Uhlemann, ich bin Phantastik-Autor und bringe einen heißen Tipp zum „Romane Schreiben“ mit. Du hast dich sicher schon oft gefragt, wie die erfolgreichen Autoren es eigentlich machen, solche packenden Bücher hinzukriegen. (Ein Gastartikel von Jan Uhlemann)
Vielleicht ging es dir wie mir: Als kleiner Kerl, der gerade erst lesen gelernt hatte, bin ich zwei Mal die Woche zur Dorfbibliothek und habe mich mit neuem Lesestoff eingedeckt. Vom Dschungelbuch über Jules Verne bis hin zu damals neuen Büchern war alles dabei. Auch ein faszinierender Roman mit einem Drachen drauf von einem gewissen Wolfgang Hohlbein (auf den ich allerdings bis zu meinem Geburtstag warten musste, weil ich vorher noch nicht alt genug und die Bibliothekarin zu eisern war).
Jedenfalls habe ich mich zwar täglich in wunderbare Welten entführen lassen, aber irgendwann kam der Wunsch, selber so etwas zu schreiben. Und damit die Frage: Wie mache ich das am besten?
Einige Jahrzehnte, viele Schreibratgeber und eine Hand voll Romane später wusste ich einiges darüber. Aber es gab immer noch versteckte Zweifel in meinem Schädel, die nach mehr verlangten.
Also hab ich etwas Ungewöhnliches getan: Mit Skype, Kamera und Mikro bewaffnet habe ich dreißig meist ungleich erfolgreichere Kollegen aus der Phantastik nach ihren Schreib-Geheimnissen gefragt. Zusammen haben diese kreativen Köpfe zig Millionen Bücher verkauft, alle möglichen Preise gewonnen und besitzen Scharen begeisterter Leser. Sie wissen also, wovon sie reden, was ich in den jeweils über einstündigen Interviews auch erfahren durfte.
Wie machen das die Bestseller-Autoren?
Ich habe mit Multitalenten wie Bernd-Das-Brot-Erfinder Tommi Krappweis gesprochen, erfolgreichen Selbstverlegern wie Anja Bagus und Ewa Aukett. Mit Fantasy-Profis wie Bernd Perplies, Wirbelwinden wie Ann-Kathrin Karschnik und Wunderkindern wie Jenny-Mai Nuyen. Und nicht zuletzt auch mit Millionen-Bestseller-Autoren wie Tanja Kinkel und Wolfgang Hohlbein, die immer wieder und dauerhaft erfolgreiche Romane schreiben.
Tja, was sagen die nun zum Schreiben? 30 individuelle Schriftsteller, 30 bunte Charaktere, also auch 30 unterschiedliche Antworten. Denkste!
Klar wurde alles Mögliche erwähnt, was man schon kennt, wie das richtige Handwerkszeug, die Frage nach dem Bauch- oder Planschreiben oder die Lektoratsdebatte.
Aber das Wichtigste, was so banal klingt, aber so essenziell ist, nannten quasi alle: das Schreiben.
Du sollst schreiben. Das ist der beste Weg, um immer besser zu werden. Schreib regelmäßig und ausdauernd. Mach dir eine feste Schreibzeit, wenn du sie brauchst, oder schreib drauf los, wenn du Zeit und Lust hast. Wenn es nicht klappt und nur Unsinn rauskommt, schreib einfach irgendwas. Hauptsache du tust es (man muss es ja nicht zwangsweise veröffentlichen). Schreiben!
Romane schreiben? Einfach Schreiben!
Die Folgen davon sind nämlich phänomenal: Du trainierst deinen Schreibmuskel. Es ist wie beim Joggen. Das erste Mal den Hügel hoch schnaufend, gerätst du nach 100 Metern außer Puste, du schwitzt wie ein Barbar beim Feiern und hustest dir die Lunge raus. Aber nach Tagen, Wochen und Monaten hüpfst du den Abhang hoch wie ein junges Rehlein.
Weiterhin setzt du die ganze Theorie, die du durch Schreibratgeber und Kurse in deinen Schädel prügelst, in die Tat um, und festigst und verstehst sie dadurch erst. Niemand würde behaupten, dass er Auto fahren kann, weil er sich hundert Stunden Theorie angetan hat. Man muss sich reinsetzen und losfahren, sonst wird das nichts.
Und wenn du schließlich drin bist und viel geschrieben hast, kommt der berühmte Flow. Deine Geschichte spielt sich wie ein Film in deinem Kopf ab und du schreibst einfach ohne nachzudenken mit. Funktioniert wirklich! Es ist wie Bücherlesen, nur andersrum.
Außerdem entstehen beim Schreiben neue Ideen, nicht nur für Szenen, sondern für ganze Bücher. Und deine Charaktere können ein Eigenleben entwickeln und dich auf ihrer Reise mitnehmen.
Mit der Schreiberfahrung wächst das Sprachgefühl, deine Kreationen werden zwangsläufig besser. Auch wenn es viele zehntausende Wörter erfordert.
Kurz gesagt: Alles andere zum Thema „Romane Schreiben“ ist auch wichtig. Aber all das ist nichts ohne das Schreiben selbst. Also hör auf meine Kollegen und tu es! Viel. Regelmäßig. Immer. Wenn du besser werden willst. All das, was sie gesagt haben, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen!
Die anderen Bereiche sollte man freilich ebenfalls nicht vernachlässigen und sie werden in den Interviews auch besprochen. Das Handwerkszeug, die Testleser, das Überarbeiten, das Lektorat. Aber Schreiben ist definitiv der Nr.-1-Tipp.
Natürlich haben wir auch noch über andere Dinge geredet, wie die Agenten- und Verlagssuche, das Selfpublishing, das Leben der Autoren. Über ihre Arbeit, phantastische Welten, und was sie denken, wollen und tun.
Wenn du, lieber Leser, die Interviews mit eigenen Augen und in voller Länge sehen willst, dann hast du vom 20.-29. Mai beim Phantastik-Kongress 2016, einer Online-Veranstaltung, die Möglichkeit dazu. Ich rate dir: Verpass es nicht, denn es lohnt sich!
Viel Vergnügen beim Zusehen und vor allem beim Schreiben wünscht,
Jan Uhlemann
Sorry für den politisch nicht korrekten Kommentar, aber der Artikel ist in meinen Augen eher dämlich. Für den Rat, einfach zu schreiben, muss man nicht zuerst 30 Autoren interviewen. Es ist wie so oft, wenn man Könner befragt: sie beherrschen ihr Handwerk intuitiv und sind sich selbst nur eingeschränkt bewusst, was ihre Kunst wirklich auszeichnet. Wenn man ihre Texte analysiert, dann werden jedoch tatsächlich Gemeinsamkeiten offenbar. Nämlich zB. die immer gleiche Kunst, auf den ersten Seiten, ja oft in den ersten Zeilen ein, zwei, bis zu einem Dutzend Rätsel einzuführen, die der Leser als solche akzeptiert und auf die er die Antwort kennen will. Dann liest er das Buch. Die ganz grossen Könner schaffen es sogar, das Haupträtsel in den Titel zu packen. Etwas, was auch vielen Verlegern im Deutschen Sprachraum nicht klar ist. Davon zeugt die grosse Anzahl an Titeln, die nur aus einem Wort bestehen. Wenn dieses dann nicht – ein zweites wichtiges Erfolgselement – sofort eine starke Identifikation mit dem potentiellen Leser auslöst, dann bleiben diese Bücher liegen. Versuchen Sie mal, in drei einführenden Sätzen zwei Rätsel zu verpacken mit einem starken Identifikationszwang. Zeigen Sie diese Anfänge Freunden. Wenn diese dann enttäuscht sind, dass es keine Fortsetzung gibt, dann sind Sie auf dem richtigen Weg.
Danke, der Artikel macht Mut 😀