eBook Cover: welche Buchcover verkaufen – und welche nicht?

Ein Buch verkauft über das Cover. Das Cover ist der emotionale Brennpunkt, es erzeugt den unwillkürlichen Klick, es spricht das Bauchgefühl an. Erst in zweiter Linie verkauft ein gut gewählter Buchtitel, ein packender Klappentext und ein guter Rezensionsschnitt. (Aktualisiert am 10.3.2019)

Ihr Buchcover in der Liste

Anders als im Buchladen, wo Verlage die Auslegeplätze für ihre Bücher mieten, Leser darüber stolpern und das Produkt in die Hand nehmen können, ist der Erstkontakt eines Lesers mit Ihrem Buch im Onlineshop oder auf dem eReader eine Liste.

Bei allen Listen im Onlineshop findet ein steter Klickwettbewerb statt. Bei „Kunden kauften auch“, bei „Bestsellern“, „Deals“, „Preishits“ oder „Weitere Artikel für Sie“: der Leser bekommt Cover im Kleinstformat in einer Liste präsentiert.

Unter diesen vielen Miniaturbildchen befindet sich eventuell auch Ihres. Wenn im Verhältnis mehr Menschen auf Ihr Cover klicken als auf andere, werden mehr Leser Ihr Buch kaufen oder leihen. Dann wird Ihr Buch in den diversen Listen ansteigen und besser sichtbar präsentiert werden.

Ihr Cover ist das mächtigste und wichtigste Marketinginstrument, das Ihnen zur Verfügung steht. Also empfiehlt es sich, dass Sie sich mit Ihrem Cover beschäftigen und das Bestmögliche für Ihr Buch daraus machen – denn ein Buch, dessen Cover nicht geklickt wird, wird nicht gelesen!

Auf welches Cover klickt der Kunde?

Der Klickwettbewerb findet bei „Kunden kauften auch“ oder „Sponsored Products“ im Shop zwischen den ersten fünf bis sieben Titeln statt, mobil und auf den Kindle Geräten zwischen den ersten drei. In den Bestsellerlisten sind es die ersten zwanzig Titel, bei Suchergebnissen die ersten sechzehn.

Welche Cover besonders häufig geklickt werden, kann man auf ersten Blick in den Kindle Top 20 der wichtigsten Genres sehen. Rufen sie die einzelnen Top-Bestseller auf und und betrachten Sie die „Kunden kauften auch“ Listen. Damit bekommen sie ein Gefühl dafür, was in welchem Genre gerade besonders „klickstark“ ist: welche Farben, Schriften, Symbole und Fotos eine emotionale Reaktion hervorrufen, das Bauchgefühl ansprechen.

Es ist kein Zufall, dass in den Bestsellerlisten vor allem Cover vertreten sind, die:

  1. Einen klaren Schwerpunkt auf ein Element (Schrift, Symbol, Foto) legen
  2. Entweder Titel oder Autorennamen in den Vordergrund stellen
  3. Eine stringente, genretypische Farbkomposition aufweisen

Es zeigt sich bei vielen Titeln auch ganz deutlich, dass Kunden ähnlich gestaltete Cover innerhalb eines Genres überdurchschnittlich häufig anklicken.

Helfen Sie Ihrer Leserin!

Die Leserin ist auf der Suche nach einem bestimmten Genre – etwa Spannung, Romantik, Fantasy; nach bestimmten Protagonisten, nach bestimmten Geschichten und Emotionen. Dabei bezieht sie sich auf Erfahrungen, die sie selbst mit Büchern bisher gemacht hat. Da der Aufbau des Online Shops sehr stark auf Cover ausgerichtet ist, die in stark verkleinerter Form präsentiert werden, hat die Leserin nur die Möglichkeit, auf visuelle Reize und die damit verbundenen Assoziationen zu reagieren.

Ein weiß-graues Cover mit starker, schwarzer Schrift und blutroten Aspekten suggeriert zum Beispiel einen Thriller; ein Cover mit einer Dame in viktorianischem Kostüm, die sinnend in die Ferne blickt, eine Regency Romance; ein Schwert vielleicht ein Fantasyabenteuer. Die Antwort darauf, welche Symbolik, welche Schrifttypen und welche Farbkombination die passende Leserin zu Ihrem Buch führen kann, finden Sie im Shop. 

Ähnlich wie ein sorgsam zusammengestelltes Regal beim Buchhändler, präsentiert der Kindle Shop zusammenhängende Interessen von Lesern mit den Angaben zu „Kunden kauften auch“ und „Kunden haben auch angesehen“. Besuchen Sie den Kindle Shop, suchen Sie (wie vielleicht auch Ihre Leserin es tut!) nach Büchern Ihres Genres und sehen Sie sich genau an, wie die erfolgreichen Autoren dieses Regals ihre Bücher für die Leser „erkennbar“ machen.

Haben Sie für Ihren Thriller ein gelbes Cover ausgewählt, ist die Schrift in der Verkleinerung nicht gut lesbar, sieht Ihr Cover nicht „typisch“ aus … dann sollten Sie sich von Hoffnung verabschieden, mit Ihrem Buch Leser zu finden.

Sehr deutlich wird die assoziative Wirkung von Covern bei Amazon Sponsored Werbeaktionen. Es ist bei jeder Aktion, die ich im Kundenauftrag durchführe, immer wieder zu sehen, wie essenziell ein genretypisches Cover ist, das mit seiner visuellen Wirkung ins Auge sticht.

Aber mir gefällt mein Buchcover sehr gut!

Sie haben selbst ein Cover entworfen, das Sie super finden? Sie haben einen Grafiker beauftragt, der Ihre Wünsche erfüllt hat? Toll! Dann haben Sie ja schon mal einen Käufer gefunden: sich selbst!

Ob Ihr Cover aber wirklich gut ist, entscheiden

  1. nicht Sie
  2. nicht Ihr Grafiker
  3. nicht Ihre Freunde
  4. nicht Ihre Verwandten und
  5. nicht Ihre Testleser.

Die Leserin im Shop entscheidet! Wird Ihr Buch gekauft und erscheint in immer mehr „Kunden kauften auch“-Listen; steigt es im Rang an und bringt Ihnen gute Umsätze, dann ist alles gut und Sie können sich rühmen, den Geschmack Ihres Leserkreises getroffen zu haben.

Wird Ihr Buch selten bis gar nicht gekauft, hat es bei Werbeaktionen eine schlechte Kaufrate und fällt es nach Aktionen schnell wieder ab, dann haben Sie mit Ihrem persönlichen Geschmack nicht den durchschnittlichen Ihres Wunschpublikums getroffen.

Ja, aber!

Bei vielen Beratungsgesprächen, die ich mit Autoren führe und bei denen es zur „Coverdiskussion“ kommt, höre ich dieses „aber“. Ein weiterer Beweis dafür, dass das Cover ein sehr emotionales Ding ist!

„Aber …“

  1. „… Inhalt zählt mehr als Verpackung.“ – Sicher. Aber ohne die richtige Verpackung wird niemand Ihren Inhalt finden und lesen.
  2. „… ich will keinen Mainstream!“ – Diese Tipps schreibe ich für Autoren, die mehr Bücher verkaufen und davon leben möchten. Wenn das gar nicht Ihr Ziel ist, dann lesen Sie gerade den falschen Artikel.
  3. „… niemand sollte ein Buch nach seinem Umschlag beurteilen.“ – Tun die Leser aber leider trotzdem!
  4. „… ich kann mein Cover nicht ändern, was würden denn die Leser sagen!“ – Wenn ein Leser Ihr Buch bereits gekauft hat, ist es ihm schnuppe, wenn Sie danach das Cover ändern. Er wird es in keinem Fall ein zweites Mal kaufen können. Alle anderen Leser kennen Ihr Buch nicht.
  5. „… ich habe einen teuren Grafiker bezahlt!“ – Kein Grafiker ist gleichzeitig Marketingexperte für Ihre Leserzielgruppe. Ein Grafiker ist immer vom Briefing des Autors abhängig; wenn das nicht stringent geführt wird, geben Sie umsonst Geld aus.
  6. „… Testleser fanden mein Cover toll.“ – Testleser bekommen ein Buch direkt vorgestellt. Das ist nicht vergleichbar mit der Wirkung eines Buchcovers zwischen anderen im Shop.
  7. „… mir macht es Spaß, selbst ein Cover zu entwerfen.“ – Gut! Aber beklagen Sie sich nicht, wenn Sie dann schlecht verkaufen. Überlegen Sie auch, wie viele Stunden Sie an Ihrem Cover gesessen sind und wie viele Seiten Ihres neuen Romans Sie in dieser Zeit hätten schreiben können.
  8. „… ich will es aber trotzdem versuchen!“ – Besorgen Sie sich ein professionelles Grafikprogramm, gute, nicht abgenutzte Schriften und nehmen Sie meinen Coverkurs durch.

Tipp 1: Lernen Sie von den Erfolgreichen

Betrachten Sie die erfolgreichsten Bücher im Shop, klicken sie sich durch „Kunden kauften auch“ und entscheiden Sie sich für ein Cover, das genau in diesem Umfeld bestehen kann. Achten Sie dabei auf Farbkomposition, Bildsprache und Typografie.

Versuchen Sie, die Strategie dieser erfolgreichen Autoren zu durchschauen – wer in den Top 50 ist, macht es sehr wahrscheinlich richtig! Ganz grob kann man drei wichtige Strategien unterscheiden:

  1. Der Autor als Marke: ein Autor baut seinen Namen als zentrales Wiedererkennungsmerkmal auf. Dazu wird der Autorenname in einer stets gleich anmutenden Form als zentraler Blickfang auf dem Cover dargestellt. Sehen Sie hier dieses Beispiel und achten Sie auf die „Kunden kauften auch“ Liste!
  2. Ein Mensch als Eyecatcher: eignet sich vor allem für emotionale Romane, die mit einem passenden Foto die Fantasie anregen. Sehen Sie sich dieses Beispiel an und achten sie auf „Kunden kauften auch“.
  3. Typo mit Symbolik: eignet sich vor allem für Spannungs- und Unterhaltungsromane – ein knackiger Titel, der im Mittelpunkt steht und von mehr oder weniger dezent eingesetzter Symbolik unterstützt wird. Sehen Sie sich dieses Beispiel an und achten Sie auch hier auf die „Kunden kauften auch“-Liste!

Tipp 2: Setzen Sie einen Schwerpunkt

Drei Fotos, Titel, Untertitel, Genre und Autorenname – dazu noch ein Feuereffekt, ein Schmetterling von links und ein Blutfleck rechts? Am liebsten würden Sie noch viel mehr auf Ihr Cover packen; wenn Sie es auf Ihrem Monitor betrachten, hätte vielleicht noch die Brosche Platz? Oder das Schwert? Das Einhorn?

  1. Kein Leser wird jemals Ihr Cover so groß zu Gesicht bekommen, wie Sie zuhause! Ein eBook-Cover ist kein Buchcover. Ihre Kunden werden Ihr Cover in maximal Daumennagelgröße zu sehen bekommen. Im Kindle Paperwhite sogar nur schwarz-weiß und in „kleiner Fingernagel Größe“.
  2. Je mehr Details auf Ihrem Cover wetteifern, desto schwächer wird der Gesamteindruck. Es gilt die Regel: mehr Elemente = weniger Klicks = weniger Verkäufe.

Tipp 3: Verlieben Sie sich nicht in Ihr eBook Cover

Das Cover Ihres Buches ist nur die Verpackung! Ein guter Roman kann viele Generationen von Lesern in seinen Bann ziehen – die Verpackung hingegen wird stets mit der Zeit gehen müssen. Ich habe viele Beispiele erlebt, in denen ein einfacher Coverwechsel ohne weiteres Zutun ein eBook buchstäblich über Nacht aus der tiefen Midlist in die Top 100 katapultiert hat.

  1. Sollte ein bisher erfolgreiches Buch tiefer und tiefer in den Rängen abrutschen, heißt das nichts anderes, als dass zu wenig Menschen auf diesen Titel klicken. Jetzt wächst die Gefahr, dass der Titel aus den ersten Plätzen der „kauften auch“-Listen anderer Bücher fällt – es droht Unsichtbarkeit! Analysieren Sie in diesem Fall Ihr Umfeld – kann sich Ihr Cover überhaupt noch behaupten?
  2. Zügeln Sie Ihre Emotionen. Wenn ein anderes Buch „mit einem viel hässlicheren Cover“ mehr verkauft als Ihr Titel, dann ist es an der Zeit, sich mit den generischen Eigenschaften Ihres Mitbewerbs zu beschäftigen. Welche Farben werden öfter angeklickt? Welche Schriften? Wie ist die Bildsprache erfolgreicherer eBook Cover?

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5 comments

  1. Ich finde den Tipp sehr gut und werde mein Cover sofort umgestalten.
    Ich denke nicht, dass es irgendwen stört, wenn es ein neues Cover gibt. Man kann es ja als zweite Auflage deklarieren.

  2. Ich bin als Leser durchaus dagegen, wenn Buchcover nach dem Verkauf geändert werden. Ich habe ein Buch gekauft und gelesen – dann änderte sich das Cover und ich erkenne es, wenn ich durch meine Büchersammlung scrolle, nie wieder. Ich wundere mich jedes Mal über das Buch und merke erst beim genauer Hinsehen, was es eigentlich ist.

    Also mein Wunsch an Autoren: vorher gut überlegen, nicht nach Verkaufsstart (stark) ändern

    • Hi Riepichiep, mir ist auch aufgefallen, dass Amazon jetzt Cover im Kindle aktualisiert; im Vergleich zu einer statischen Print-Bibliothek ist das im ersten Augenblick schon eigenartig und für einen visuell orientierten Leser wenig hilfreich.
      Bei gedruckten Büchern wechseln die Cover von Auflage zu Auflage, und wer „Shades of Grey“ vor 5 Jahren gekauft hat, hat damit ein anderes Cover im Buchregal stehen, als wenn er es heute kaufen würde. Das passiert, weil der Verlag auf Marktbedingungen im Produktumfeld reagieren muss; neue Leser gewinnen, mit der Zeit gehen, Querverbindungen zu anderen Ausprägungen des Titels (Verfilmung) schaffen will.
      Genau so muss auch ein selbstpublizierender Autor vorgehen. Ganz ehrlich: ein Autor, der von seiner Schreibe leben will, muss auch diesen und nächsten und übernächsten Monat seine Miete bezahlen. Also muss er sein Buch verkaufen, und wenn er mit einem modernisierten Cover (wie ich in vielen Fällen gesehen habe) wieder neue Leser finden kann, dann muss er diesen Weg gehen.

      • Sehe ich anders.

        Natürlich ändern sich Buchcover bei Printbüchern ab und an – aber wenn ich in „meinem Schrank“ meine Version des Buches suche, dann weiß ich ja, welches Buchcover das ist.
        Wenn das Cover beim Kindle geändert wird, verliere ich im Zweifelsfall den Überblick …

        Natürlich muss/will ein Autor Bücher verkaufen – ich gebe aber zu Bedenken, ob er das auf Kosten seiner Leser machen sollte. Denn ich für meinen Teil würde in einem solchen Fall kein zweites oder drittes Buch kaufen …

        Wenn also ein Coverwechsel sein muss(!), dann a) gucken, wie dezent es geht und b) ggfs. das alte Cover nochmal klein aufs neue Cover.

        Soweit meine Meinung als (und nur als) Leser!

        • Das ist natürlich schwierig. Ich denke, das Problem kann nur Amazon lösen, indem man eine zusätzliche Option einbaut. So dass der Leser Cover-Aktualisierungen ein- oder abschalten kann.

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