Buchrezensionen sind heutzutage eine der wichtigsten Kaufentscheidungs-Grundlagen im Shop. Ein eBook mit guten Rezensionen verkauft definitiv besser, als eines mit schlechten.
Wie kommt ein Autor schnell zu guten Rezensionen? Wie vermeidet er schlechte? Mein Beitrag dazu mag launig erscheinen; aber mit Laune haben Rezensionen viel zu tun: oft ist sie gut, oft ist sie schlechter …
Wie komme ich zu Rezensionen?
Nicht, indem Sie und Ihre Verwandten selbst welche schreiben. Das kann nach hinten losgehen! Erstens wirken eigenproduzierte Kritiken oft schwach und leblos; und zweitens ist auch Amazon selbst nicht dumm. Gefälschte Rezensionen werden sehr ungern gesehen und fallen oft Löschungen zum Opfer. Dass damit wertvolle, echte Bewertungen ebenfalls verschwinden können, ist schon öfter passiert.
Für ehrliche Rezensionen brauchen Sie echte Leser. Die können Sie über Leserunden, in Facebookgruppen, auf Lovelybooks finden.
Am besten sind solche Bewertungen, neben denen der Satz „Verifizierter Kauf“ steht. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass auf 1.000 verkaufte oder verschenkte Exemplare eines Buches eine Rezensionen eintrudelt.
Wie gehe ich mit Lob und Kritik um?
Lob ist eine der schönsten Auszeichnungen, die wir in unserem Erdendasein erringen können. Werden wir gelobt, fühlen wir uns bestätigt und erleben Glücksgefühle. Lob macht glücklich und froh! Wer uns lobt, hat sicherlich ganz genau verstanden, was wir zum Ausdruck bringen wollten. Lobende Rezensenten haben unser Buch sehr genau gelesen! Auch einfaches Lob („Einfach toll! Möchte mehr davon!“) geht runter wie Honig.
Kritik wirft einen Schatten auf unser Werk. Sie trifft uns kalt – und jeder Kunstschaffende erlebt sie wie einen Schlag in den Unterleib. Eine miese Rezension wird den ganzen Tag versauen, sie kann den Schreibfluss unterbrechen, die Kreativität zerstören.
Das Self-Publishing hat den Autor seines Schutzes beraubt. Er wird nicht wie eine Diva behandelt, kein Lektor und kein Verlagsmanager steht zwischen ihm und der Leserschaft. Rezensionen werden nicht von Feuilleton-Journalisten geschrieben, die Kritik vornehm zwischen die Zeilen packen. Findet jemand Ihr Buch ganz persönlich scheiße, dann schreibt er das als Rezension zu Ihrem Buch. Und Sie müssen das akzeptieren.
Gute Rezensionen und schlechte Rezensionen
Jede Kritik – sei sie positiv oder negativ – ist ein „Feedback“. Und eine solche Leserreaktion ist grundsätzlich eine Auszeichnung für Sie. Denn dieser Leser hat Ihr Produkt gekauft und für wert befunden, schriftlich darauf zu reagieren.
Lesen Sie Rezensionen zu Ihrem Buch genau! Da wir dazu neigen, Lob im Glücksgefühl zu ersäufen und Kritik wütend abzulehnen, lesen wir unser Werk betreffende Rezensionen nicht wirklich. Und übersehen die wesentlichen Inhalte.
Ein Tipp: nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie die Schlagworte aus einer Leserkritik auf. Analysieren Sie genau, was der Leser meint. Die Worte, die Ihnen am meisten Pein verursachen, könnten unter Umständen sehr wichtig für Sie sein!
Denn nur durch das Feedback Ihrer Leser können Sie als Autor wachsen und besser werden.
Es werden Rechtschreibfehler oder falsche Kommasetzung angemeckert? Da könnte es Zeit für ein besseres Korrekturprogramm sein. Oder Zeit, jemanden gegenlesen zu lassen. Oder – wenn es Ihnen mit der Autorenkarriere ernst ist – ein klassisches Lektorat und Korrektorat in Anspruch zu nehmen. Das im übrigen alle (!) erfolgreichen Autoren durchführen, denn vor Rechtschreib- und Logikfehlern ist keiner (!) gefeit. (Lesen Sie mehr zum Lektorat hier auf eBookboss)
Es wird die Story, das Verhalten der Protagonisten oder der fehlende Spannungsbogen kritisiert? Das Ende ist nicht zufriedenstellend, die Sprache verwirrend, die Dialoge wirken befremdlich?
Glauben Sie mir: auch berühmte Bestsellerautoren gehen durch diese und ähnliche Fegefeuer. Vielleicht nicht mit einem Endprodukt am Markt, aber sicher mit ihrem Lektor.
Wenn Sie sich zu einer solchen Analyse sowohl von positiven als auch negativen Rezensionen zwingen, werden Sie merken, dass es nur zwei Sorten von Rezensionen gibt: solche, die konstruktiv loben und schelten – und solche, die außer stumpfen „Super“ oder „Mist“ kein wirkliches Feedback enthalten.
Gute Rezensionen sind solche mit verwertbarem Feedback! Egal, ob sie einen oder fünf Sterne verteilen.
Reagieren Sie auf Rezensionen
Die Bestsellerautorin Hanni Münzer antwortet persönlich auf jede Rezension. Damit schafft sie Nähe zum Leser, wird als Person greifbar und erzeugt Sympathie: sie nimmt ihre Kunden ernst!
Inzwischen sind das über 1.700 beantwortete Rezensionen zu inzwischen vier Büchern – und damit sicherlich über eintausend Leser, die einen kurzen, persönlichen Kontakt mit der Autorin hatten.
Vor allem bei arg negativen Rezensionen ist es sicher nicht leicht, einen positiv-konstruktiven Ton zu halten. Ich möchte hier ein Beispiel geben, das sich jeder Autor zu Herzen nehmen sollte:
Rezension von Lanie zu „Honigtot“, 1 Stern:
Tagelang habe ich mich jetzt dazu gezwungen, dieses Buch weiter zu lesen. Aber nach 25 % konnte ich mich nun doch nicht mehr motivieren. Entgegen der vielen sehr guten Bewertungen kann ich hier keine Punkte bzw. nur den einen Pflichtpunkt vergeben. Das Buch hat mich – trotz der sensiblen und geschichtsträchtigen Handlung – einfach nur gelangweilt. Mit dem Erzählstil bin ich ebenfalls nicht zurecht gekommen. Das Buch ist meiner Meinung nach nicht flüssig zu lesen sondern verlangt dem Leser eine überdurchschnittlich hohe Konzentration ab, was die Entspannung, die ich mir vom Lesen erhoffe, nicht möglich macht.
Liebe Lanie,
haben Sie Dank für Ihre Meinung. Es tut mir sehr leid, dass Sie, wie Sie schreiben, mit dem Buch nicht zurechtgekommen sind.
Alles Gute für Sie und bleiben Sie gesund.
Ihre Hanni M.
Liebe Frau Münzer,
ich habe noch nie erlebt, dass ein Autor persönlich auf die Rezensionen seiner Leser antwortet. Das zeigt mir, dass Ihnen die Meinungen Ihrer Leser wichtig sind und Sie sie ernst nehmen. Vielen Dank dafür!
Ich wünsche Ihnen auch alles Gute, ebenfalls Gesundheit und weiterhin viel Erfolg und Freude am Schreiben!
Ihre Lanie
Danke, liebe Lanie für Ihre netten Worte:-)
Vernichtungs- und Hassrezis
Ihr Buch steht auf Verkaufsrang 170.000 und erhält schlechte Rezensionen anlässlich einer Gratisaktion? Es ist sehr unwahrscheinlich, dass missliebige Mitautoren und Feinde Ihrer Person auf Ihnen herumhacken.
Ihr Buch steigt auf Rang 17 im Kindle Shop und erhält über Nacht eine ganze Fuhre 1-Stern Rezis nicht-konstruktiven Inhalts? Es kann sein, dass ein Mitbewerber seine Chartposition halten will und seine besten Freunde ausschickt. Kann sein. Beweisen können Sie es nicht. Seien Sie sich bewusst, dass in den höheren Rängen viel Geld verdient wird, und die Bandagen härter gebunden werden.
Sie können auf bösartige Rezis freundlich und aufbauend reagieren. Oder schweigen. Aber beginnen Sie auf keinen Fall, sich mit ihren Kunden zu duellieren! Einen Hinweis auf Rechtschreibfehler mit einem „Sie können ja selbst keinen geraden Satz schreiben“ zu beantworten, stellt Sie selbst in schlechtes Licht.
Eine kleine Anleitung für einen großen Shitstorm
- Schreiben Sie ein Buch und verzichten Sie auf Story-Planung, Protagonistenverzeichnis und Rechtschreibprüfung. Sparen Sie sich ein Lektorat und lassen Sie das Buch auch nicht von Bekannten vorab lesen.
- Nerven Sie Blogger mit Rezensionsanfragen, machen Sie Druck! Es wird eine erste Buchrezension geben.
- Reagieren Sie auch auf vorsichtige Kritik scharf. Lassen Sie sich diese Schmutzkampagne nicht gefallen!
- Drohen Sie auf jeden Fall mit einem Anwalt, klagen Sie auf „geschäftsschädigendes Verhalten“ und stellen Sie große Schadensersatzsummen in den Raum.
- Benennen Sie den Blogger als „Rezi-Mafia“, führen Sie dazu ein eigenes Blog und werfen Sie die große Social-Media Vernichtungsmaschine an. Jemand muss die Rezi-Verbrecher stoppen!
- Achten Sie nun gespannt auf die Reaktion der Blogger-und Lesercommunity. Eventuell können jetzt Sticheleien in geeigneten Foren und Facebook-Gruppen Wunder wirken!
- Lehnen Sie sich zurück. Denn jetzt läuft der Shitstorm ganz von selbst an – und im Minutentakt werden sich 1-Stern Rezis über Ihr Produkt ergießen.
- Melden Sie sich bei Amazon. Weisen Sie auf die Niedertracht Ihrer Feinde hin – Amazon wird Ihrer Argumentation unter Umständen folgen, und damit beginnen, Rezensionen zu löschen.
- Allerdings wird das auch wieder den Shitstorm anstacheln. Die Sache erhält eine Eigendynamik!
Gratulation zum erfolgreichen Shitstorm! Beachten Sie nun das Ranking Ihres Buches und betrachten sie die Verkaufsberichte. Leider werden Sie kein Geld verdienen. Denn die Rezi-Mafia hat Ihr Werk gekillt.
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