Die deutsche Kommasetzung kann immer mal wieder zu einer kleinen Herausforderung werden, sie lässt sich aber nicht umgehen: Ein guter Text steht und fällt mit sprachlicher Richtigkeit. Dass dies oft schwerfällt, ist kein Wunder, die Regeln der deutschen Zeichensetzung wurden durch die verschiedenen Rechtschreibreformen durcheinandergewürfelt; einiges ist dadurch logischer und einfacher geworden, vieles (leider) nicht. (Ein Gastbeitrag von Johanna Andresen)
Im Selfpublishing können Autoren sich vor allem am Beginn ihrer Karriere selten teure Korrektoren und Lektoren leisten. Umso wichtiger ist es, sich die wichtigsten Kommaregeln gut einzuprägen; falsch gesetzte Kommas können Sinn, Satzmelodie und damit den Lesefluss entscheidend stören. Hier sind die sieben häufigsten Fehlerquellen bei der Kommasetzung – und Tipps, wie Sie sie umgehen können!
Erstens: Teilsätze werden übersehen
Wenn du mir sagst wann dein Zug ankommt hole ich dich ab falls ich rechtzeitig von der Arbeit komme.
In diesem Satz fehlen drei Kommas, wissen Sie welche?
Die erste Fehlerquelle ist die häufigste von allen: Das Komma zwischen Haupt- und Nebensätzen wird vergessen, besonders wenn die Sätze kurz sind oder wenn die konjugierten Verben direkt hintereinander stehen:
Wenn du mir sagst, wann dein Zug ankommt, hole ich dich ab, falls ich rechtzeitig von der Arbeit komme.
Zweitens: Das Komma bei Infinitivgruppen wird vergessen
Ich freue mich darauf, nachher einen Kaffee zu trinken. (Hier muss ein Komma stehen.)
Ich versuche nachher einen Kaffee zu trinken. (Hier muss kein Komma stehen.)
Die Kommasetzung bei Infinitivgruppen (einem Infinitiv, der mit dem Wörtchen zu eingeleitet wird) ist umständlich geregelt: Es gibt Fälle, bei denen ein Komma gesetzt werden muss, Fälle, bei denen keines gesetzt werden darf, und Fälle, bei denen die Entscheidung dem Schreibenden überlassen wird.
Sie müssen ein Komma setzen, wenn die Infinitivgruppe …
… durch eines der Wörter um, ohne, statt, anstatt, außer, als eingeleitet wird: Ich schreibe, um zu denken.
… von einem Substantiv abhängt: Er gab mir den Tipp, in der Mitte zu beginnen. Oder
… durch ein Wort angekündigt oder wiederaufgenommen wird: Ins Kino zu gehen, darauf freue ich mich schon den ganzen Tag!
Drittens: Das abschließende Komma wird vergessen
Der Film, den ich neulich gesehen habe, mit dem Schauspieler, der letztes Jahr einen Oscar gewonnen hat, geht mir immer noch durch den Kopf.
Einschübe, Zusätze und Hervorhebungen werden mit Kommas vom übergeordneten Satz abgetrennt. Das ist meist kein Problem. Oft wird dabei jedoch das abschließende Komma am Ende vergessen, besonders wenn der Satzbau herausfordernd ist:
Ich freue mich darauf, den ganzen Abend zu relaxen, und hoffe, dass das Essen richtig lecker wird.
Viertens: Konjunktionen ohne Komma
Ich möchte sowohl den Film sehen als auch tanzen gehen.
Ich möchte den Film sehen, aber auch tanzen gehen.
Vor den allermeisten Konjunktionen (Bindewörtern) steht ein Komma (z. B. aber, weil, denn), es gibt aber eine Auswahl an Konjunktionen, die das Komma ersetzen:
und, oder, sowohl … als auch, weder … noch, entweder … oder, bzw., sowie (= und), wie (= und)
Fünftens: Adverbiale Bestimmungen werden mit Nebensätzen verwechselt
Nach einer langen Nacht im Dienst mit vielen Zwischenfällen und unerwarteten Störungen (müsste nicht bald mal ein Komma kommen?) fiel Kommissar Bröter erschöpft ins Bett.
Es juckt einem geradezu in den Fingern, nach einer langen adverbialen Bestimmungen (z. B. Wann? Wo? Wie?) ein Komma zu setzen – es kommt aber keins.
Sechstens: Vergleiche werden mit Nebensatzeinleitungen verwechselt
Das Wetter heute ist viel schöner, als ich erwartet hatte.
Das Wetter heute ist viel schöner als letzte Woche am Strand.
Die Wörter als und wie können Nebensätze einleiten (so wie im ersten Satz), dann muss ein Komma gesetzt werden. Sie können aber auch einem einfachen Vergleich dienen (wie im zweiten Satz), dann kommt kein Komma.
Siebtens: Hinter die Grußformel wird versehentlich ein Komma gesetzt
Für das Schreiben von eBooks spielt der Gruß am Ende einer E-Mail oder eines Briefes kaum eine Rolle. Dieser siebte – und letzte – häufige Kommafehler ist aber so weit verbreitet, dass es lohnt, ihn zu nennen: Hinter den abschließenden Grüßen steht kein Komma:
Liebe Grüße
Hans Peter
oder
Mit freundlichen Grüßen
Nina Marie Bauer
Dieser Kommafehler begegnet mir so oft, dass ich mich in manchen E-Mail-Konversationen schon fast dazu hingerissen fühle, ihn auch zu machen, um nicht negativ aufzufallen.
In diesem Sinne:
Viele Grüße und alles Gute!
Johanna Andresen
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Hallo,
ich habe mit dem 6. Tipp so meine Schwierigkeiten. Für mich klingt „Das Wetter heute ist viel schöner, als ich erwartet hatte.“ auch wie ein Vergleich. Die Kurzform wäre doch: „…schöner als erwartet“, oder? Sodass an dieser Stelle auch kein Komma stehen müsste. Als ich das gelesen habe, dachte ich: das ist doch ein Vergleich?! – wäre nach meinem Befinden ein Nebensatz mit „als“ 🙂
Ich freue mich auf die Aufklärung. Und vielen Dank für die Tipps!
Danke für die schöne Zusammenfassung. Kann man sich gut merken. Das mit deer kammerlosen Grußformel habe ich tatsächlich nicht gewußt!
Einen kleinen Rechtschreibfehler habe ich entdeckt:
Es juckt einem geradezu in den Fingern, nach einer langen adverbialen Bestimmungen…
Hier den Singular.
Herzlichen Gruß (ohne Komma)
@Johanna Andresen: Von einer nicht so teuren Korrektorin: Schwerfallen sollte definitiv zusammengeschrieben werden, durcheinanderwürfeln in der Regel auch. 🙂 Aber gute Zusammenstellung der Komma-Probleme, die mir täglich begegnen.
Hi Kerstin, vielen Dank für den Hinweis!
Hallo Kerstin,
wo finde ich dich?
Grüße von einer Autorin, interessiert an nicht zu teuren Korrektorin 😉
Ich versuche schachtelsätze zu reduzieren. Weniger Kommas. Einfacher zu lesen.
Auch das ist ein sehr guter Tipp 🙂
@Johannes Nischenpresse: Und jetzt noch ein Komma setzen und die Groß- und Kleinschreibung beachten – dann ist es perfekt: Ich versuche, Schachtelsätze zu vermeiden.
@Johanna Andresen: Schreibweise richtig: E-Mail-Konservationen, nicht Email-Konsersationen.
Mit besten Grüßen von einem dieser teuren Korrektoren.
Auf dem Smartphone ist das so eine Sache mit der groß und Kleinschreibung 😉
Hallo Anja, vielen Dank für den Hinweis! Habe die „Email“ korrigiert.
ach, ich mag euch! schön pingelig.
wundervoll.
… oder doch „E-Mail-Konversation“?
…kostenlos 😉